Der Verkehr beeinflusst uns alle jeden Tag. Wir denken aber meistens nur daran, wenn er uns nervt oder nicht richtig funktioniert. Jede Woche fahre ich mit der U-Bahn von meiner Wohnung zu meinen Ausbildungsort und zurück, und fahre mit der Regionalbahn am Wochenende zu Verwandten, aber denke fast nie daran, dass es solche Verkehrsmittel in Minneapolis-St. Paul überhaupt nicht gibt. Die Verkehrssysteme der USA und Deutschland sind jedoch sehr unterschiedlich. Selbst wenn ich mit dem Auto fahren würde, würde ich erhebliche Unterschiede merken:
Auf amerikanischen Autobahnen, zum Beispiel, gibt es immer eine Geschwindigkeitsbegrenzung (mit Ausnahmen im dünn bevölkerten Bundesstaat Montana) von 100 bis 110 km/h, oder weniger in Städten. Sonst ist es aber weniger geregelt als auf den deutschen Autobahnen: Es gibt kein Rechtsfahrgebot und rechts überholen ist nicht im Allgemeinen verboten. In Wirklichkeit achten auch sehr wenige Fahrer strikt auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen; es ist nicht ungewöhnlich, 20 km/h schneller zu fahren.
Der andere große Unterschied im Autoverkehr, außer dass Autofahrer in Minnesota viel öfter als in Deutschland von Handys, Kaffee, oder ähnliches vom Fahren abgelenkt sind, ist in die Form von Straßennetze auf der Stadt-Skala. Wo die meisten alten deutschen Städten ein radiales Straßenmuster mit der Altstadt in der Mitte und aufgefangene Vorstädte außen herum besitzen, haben amerikanische Städte und Vorstädte überwiegend ein rechteckiges, regelmäßiges Straßenplan. Das könnte so sein, weil viele amerikanische Städte ganz schnell gewachsen sind und daher mehr Planung im Straßennetz ging als bei den langsamer gewachsenen deutschen Städten.
Wo die Länder sich am Meisten unterscheiden ist natürlich im Schienennetz für Personenverkehr. Das deutsche Netz hat eine hohe Dichte, also sind alle Großstädte und mittelgroße Städte sowie die meisten Kleinstädten vom Schienennetz erreichbar. Züge verkehren meistens im Stunden- oder Zweistundentakt, und die ICE ermöglicht es, manche Ziele zu erreichen fast genauso schnell wie mit dem Auto.
Wie viel auch manche Leute über Verspätungen und Zugausfälle bei der DB meckern möchten, ist es immer noch besser als bei die Zuglinie die durch Minneapolis-St. Paul fährt. Züge fahren nur einmal am Tag, und Verspätungen bis zu sechs Stunden sind nicht ungewöhnlich. Insgesamt hat das amerikanische Fernverkehrsschienennetz eine sehr geringe Dichte. Manche größere Städte sind nicht am Streckennetz angeschlossen und vier Bundesstaaten, inklusiv Alaska und Hawaii, haben überhaupt keine Bahnlinien. Die Fernverkehrslinie, die durch Minneapolis-St. Paul läuft, ist die einzige in Minnesota. Der Regionalverkehrsangebot ist ebenso mangelnd, mit nur einzelne S-Bahn-artige Pendelbahnlinien in den größeren Städten. Außer zwischen den Großstädten an der Ost- oder Westküste ist die Bahn fast nie eine gute Alternative zum Autofahren oder Fliegen, was eigentlich Schade ist, weil Bahn fahren meistens viel einfacher als fliegen und gemütlicher als lang im Auto fahren ist.
Der Grund für das mangelhafte amerikanische Bahnnetz ist wahrscheinlich die überwiegende Benutzung von Auto und Flugverkehr, wofür es schon recht gut ausgebaute Infrastruktur gibt. Das kann aber nicht der ganze Grund sein, weil in Deutschland Autos und Flugzeuge auch sehr häufig benutzt werden, aber (im Gegensatz zu der USA) die Bahn sich in Konkurrenz gegen diese Verkehrsmittel hält. Es kann auch sein, dass die einfache geografische Größe und relativ kleine Bevölkerungsdichte der USA etwas damit zu tun haben. Das ist sinnvoll, weil an der Ost- und Westküste der USA, wo die Bevölkerungsdichte am größten ist, das Bahnnetz auch relativ gut ausgebaut ist. Auf jeden Fall ist aber das amerikanische Schienennetz für Personenverkehr immer noch weit hinter das deutsche Netz.
Bisjetzt habe ich nur über Verkehr auf der regionalen und landesweiten Skala geschrieben. Ein anderer wichtiger Bestandteil von Verkehrsnetze sind die öffentlichen Personennahverkersmitteln in Städten. In diesen Bereich ist es schwer, landesweite Verallgemeinerungen zu machen; jede Stadt scheint eine eigenartige Lösung für ihre Verkehrsprobleme zu finden. Deshalb beschreibe ich nur als Beispiele die Verkehrssysteme von München und Minneapolis-St. Paul, weil ich viel Erfahrung mit beide habe. Der direkte Vergleich von den Städten ist aber nicht wirklich möglich, weil München eine viel größere Einwohnerzahl als Minneapolis-St. Paul hat. München hat ungefähr eine Million Einwohnern und Minneapolis-St. Paul haben zusammen ungefähr eine halbe Million Einwohnern, wobei viel mehr Leute in den großen Vorstädten, die die Städte umgeben, wohnen.
Münchens Verkehrssystem besteht aus sechs U-Bahn Linien und mehrere S-Bahn Linien. Bus und Straßenbahnen fahren in Gebiete, die nicht durch U- oder S-Bahn erreicht werden. Die Züge und Bahnhöfe sind meistens sauber und sicher, obwohl sie während der Hauptverkehrszeit ganz überfüllt werden können (glücklicherweise werden sie nie so voll wie z.B. in Tokio). Fahrradwege gibt es zusätzlich neben den meisten Straßen.
In Minneapolis-St. Paul gibt es keine wirkliche U-Bahn. Die Stadt hatte einst ein Straßenbahnnetz, dies wurde aber in den 1950er Jahren abgebaut weil ein Bussystem wirtschaftlicher schien. Neulich wird aber ein neues Stadtbahnnetz gebaut. Eine Linie gibt es bereits, die eine Vorstadt, den Flughafen, und die Innenstadt von Minneapolis verbindet, und eine zweite Linie, die die Innenstädte von Minneapolis und St. Paul verbinden soll, ist im Bau. Das ist allerdings eher eine Straßenbahn als eine U-Bahn, weil die Züge überirdisch und meistens neben Straßen fahren. Die Städte besitzen allerdings ein sehr gutes Bussystem, das fast alle Stadtteile verbindet. Für eine amerikanische Stadt ist Minneapolis-St. Paul ziemlich Fahrrad-freundlich: Es gibt sehr viele bestimmte Fahrradwege und alle Busse und Züge haben Fahrradträger. Nur die Vorstädte sind (wahrscheinlich wegen der dünnen Bevölkerungsdichte) nicht sehr gut abgedeckt. Leute die da wohnen haben meistens keine andere Wahl, als mit dem Auto zu fahren.
Es ist interessant zu sehen, wie zwei verschiedene Länder bzw. Städte an die fundamentale Aufgabe, viele Leute von einen Ort zu den Anderen zu bewegen, herangegangen sind. Es ist immer noch ein kleines Wunder, und ein Zeichen dafür, wie weit die moderne Gesellschaft mit dieser Aufgabe gekommen ist, dass ich in einen Ort im Zug einsteigen kann, fünfzehn Minuten und zehn Kilometer später aussteigen kann, diesen Vorgang jeden Tag mit hunderte oder tausende andere Leute wiederholen kann, und das Ganze überhaupt keine zweite Gedanken geben muss.
A bilingual blog about my study abroad experience in Germany
Ein zweisphrachiger Blog über mein Austauschstudium in Deutschland
Showing posts with label Deutsch. Show all posts
Showing posts with label Deutsch. Show all posts
12 January 2012
09 December 2011
... und Trinken
Dies wird ein langer Eintrag sein. Wenn Sie nur über minderjähriges und überschüssiges Alkohol-Trinken in der USA und Deutschland lesen wollen, können Sie fünf Absätze weiter lesen.
Erstens möchte ich eine Ergänzung zum letzten Eintrag machen: Ich erwähnte, dass es in der USA so wie hier die drei Mahlzeiten Frühstück, Mittagsessen, und Abendessen gibt. Ich habe aber nicht erwähnt, dass man hier viel häufiger Kaffee und Kuchen am Nachmittag isst als in der USA; diese Mahlzeit ist dort eher unbekannt.
Jetzt für das eigentliche Thema dieses Eintrags, nämlich die Rolle von Getränke in die amerikanische und die deutsche Gesellschaft: Ich merke, dass in Deutschland alkoholische Getränke viel öfter als in der USA in die Öffentlichkeit getrunken werden. Ich nehme zuerst Restaurants als Beispiel: In die USA trinken ziemlich wenig Leute alkoholische Getränke mit dem Essen im Restaurant; es ist viel gewöhnlicher, dass man Wasser, Milch, eine Art Fruchtsaft, oder eine Sorte Cola oder Limonade trinkt. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber es sieht selten so aus wie in den berühmten Münchner Biergärten.
In andere öffentliche Orte ist es ähnlich. In München sieht man oft eine Person (meistens eine Gruppe davon) die auf den Straßen oder in der U-Bahn aus Bierflaschen trinken, und leider manchmal auch dabei laut und tonlos singen. In vielen amerikanischen Städten dagegen, z.B. New York, ist es verboten, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken (Restaurants werden wohl nicht streng als öffentliche Orte gesehen). Deswegen sieht man auch manchmal Leute, die aus eine verdächtig aussehende Papiertüte trinken, ob einfach auf der Straße oder in Filme, die in New York stattfinden.
Diese Unterschiede kann man meistens auf kulturelle Tradition zurückführen. Es ist bekannt, dass in Bayern Bier eigentlich kein Alkohol, sondern ein Lebensmittel ist. Auch beim Oktoberfest sieht man, dass Bier trinken und sogar ganz besoffen werden nicht so ein soziales Stigma wie in die USA hat. Die USA wurde vorwiegend von Puritanern gegründet, und ihre strengen sozialen Regeln überleben noch heute. Wahrscheinlich deshalb wird das Alkohol trinken, sowie z.B. die Nacktheit in der Öffentlichkeit immer noch als einigermaßen abscheulich gesehen.
Letztens wollte ich noch über minderjähriges und überschüssiges Trinken schreiben (Hier heißt "überschüssiges Trinken" Alkohol trinken, nur um betrunken zu werden, also im Volksmund so etwas wie "Saufen"). Dieses Thema ist, zumindest in der USA, ziemlich umstritten, also wenn Sie im Kommentar etwas darüber schreiben wollen, schreiben Sie bitte mit etwas Vernunft und Respekt, um keinen wörtlichen Krieg auszulösen.
In der USA darf man meistens erst ab 21 Jahre Alkohol trinken. Es gibt in manchen Staaten Ausnahmen z.B. wenn man in Gesellschaft der Eltern ist. Nun, wenn ich sagen würde, dass die meisten jungen Leute dieses Gesetz folgen, würde man mich fragen, wie viele rosarote Brillen ich gerade trage. In Wirklichkeit ist das minderjährige Trinken unter amerikanischen Studenten (auch bei der U of M) ganz weit verbreitet. Für manche Studenten hat dies tragische Folgen.
Eher ich in Deutschland als Student lebte, dachte ich, dass der Grund, warum so viele amerikanische Studenten Alkohol trinken war, dass der Alter von 21 einfach zu hoch war und dass diese Studenten nur aus absichtliche Missachtung trinken. Jetzt sehe ich aber, dass Studenten in Deutschland wahrscheinlich genauso viel, oder vielleicht sogar mehr, übermäßig trinken wie Studenten in Amerika. Der einzige große Unterschied ist, dass in Deutschland die Partys, wo gesoffen wird, öffentlich beworben werden können. Ich glaube, dass saufende Studenten über viele Kulturen eine Konstante ist, daher hilft es wahrscheinlich wenig, den Alter für Alkohol trinken in Amerika zu erniedrigen. Leute die, wie ich, glauben, dass das Alkohol trinken eine schöne und vielleicht auch bedeutsame Freiheit ist, die jedoch nicht missbraucht werden sollte und auch wenn nötig einige Jahre warten kann, sollten mit dem Amerikanischen Alkohol-Alter kein Problem haben. Und diejenige, die trotzdem Alkohol trinken wollen, werden schon irgendwie ein Weg dazu finden.
Das Beste wahrscheinlich, dass man gegen das überschüssige Trinken machen kann, ist die Schaden, die daraus folgen einzuschränken. Zum Beispiel, es gibt in den meisten Ländern Gesetze gegen betrunkenes Fahren (auf Englisch "Driving While Intoxicated" oder DWI). Meine Meinung nach sind aber die meisten solchen Gesetze nicht streng genug. Man sollte nie ein schnelles, tonnenschweres, und möglicherweise tödliches Fahrzeug betreiben, wenn man betrunken ist. Wen man das gemacht hat heißt das fast immer, dass man zum sicheren Betrieb eines PkWs grundsätzlich nicht fähig ist.
Weitere Information zu Gesetze über betrunkenes Fahren in anderen Ländern finden Sie bei aufschlussreiche Seite (auf Englisch). Der Vergleich mit den Gesetzen in der USA ist jedoch nicht so hilfreich, da diese Gesetze von einzelnen Bundesstaaten festgelegt werden und meistens immer von Staat zu Staat anders sind. Als repräsentatives Beispiel können Sie in die DWI-Gesetze von meinen Heimatstaat Minnesota schauen (ebenfalls auf Englisch).
Nächste Woche vergleiche ich die Bewegungssysteme der beiden Ländern, insbesondere Straßen, Autobahnen, Schienennetze, und städtische öffentliche Verkehrsmittel.
Erstens möchte ich eine Ergänzung zum letzten Eintrag machen: Ich erwähnte, dass es in der USA so wie hier die drei Mahlzeiten Frühstück, Mittagsessen, und Abendessen gibt. Ich habe aber nicht erwähnt, dass man hier viel häufiger Kaffee und Kuchen am Nachmittag isst als in der USA; diese Mahlzeit ist dort eher unbekannt.
Jetzt für das eigentliche Thema dieses Eintrags, nämlich die Rolle von Getränke in die amerikanische und die deutsche Gesellschaft: Ich merke, dass in Deutschland alkoholische Getränke viel öfter als in der USA in die Öffentlichkeit getrunken werden. Ich nehme zuerst Restaurants als Beispiel: In die USA trinken ziemlich wenig Leute alkoholische Getränke mit dem Essen im Restaurant; es ist viel gewöhnlicher, dass man Wasser, Milch, eine Art Fruchtsaft, oder eine Sorte Cola oder Limonade trinkt. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber es sieht selten so aus wie in den berühmten Münchner Biergärten.
In andere öffentliche Orte ist es ähnlich. In München sieht man oft eine Person (meistens eine Gruppe davon) die auf den Straßen oder in der U-Bahn aus Bierflaschen trinken, und leider manchmal auch dabei laut und tonlos singen. In vielen amerikanischen Städten dagegen, z.B. New York, ist es verboten, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken (Restaurants werden wohl nicht streng als öffentliche Orte gesehen). Deswegen sieht man auch manchmal Leute, die aus eine verdächtig aussehende Papiertüte trinken, ob einfach auf der Straße oder in Filme, die in New York stattfinden.
Diese Unterschiede kann man meistens auf kulturelle Tradition zurückführen. Es ist bekannt, dass in Bayern Bier eigentlich kein Alkohol, sondern ein Lebensmittel ist. Auch beim Oktoberfest sieht man, dass Bier trinken und sogar ganz besoffen werden nicht so ein soziales Stigma wie in die USA hat. Die USA wurde vorwiegend von Puritanern gegründet, und ihre strengen sozialen Regeln überleben noch heute. Wahrscheinlich deshalb wird das Alkohol trinken, sowie z.B. die Nacktheit in der Öffentlichkeit immer noch als einigermaßen abscheulich gesehen.
Minderjähriges und Überschüssiges Trinken
Letztens wollte ich noch über minderjähriges und überschüssiges Trinken schreiben (Hier heißt "überschüssiges Trinken" Alkohol trinken, nur um betrunken zu werden, also im Volksmund so etwas wie "Saufen"). Dieses Thema ist, zumindest in der USA, ziemlich umstritten, also wenn Sie im Kommentar etwas darüber schreiben wollen, schreiben Sie bitte mit etwas Vernunft und Respekt, um keinen wörtlichen Krieg auszulösen.
In der USA darf man meistens erst ab 21 Jahre Alkohol trinken. Es gibt in manchen Staaten Ausnahmen z.B. wenn man in Gesellschaft der Eltern ist. Nun, wenn ich sagen würde, dass die meisten jungen Leute dieses Gesetz folgen, würde man mich fragen, wie viele rosarote Brillen ich gerade trage. In Wirklichkeit ist das minderjährige Trinken unter amerikanischen Studenten (auch bei der U of M) ganz weit verbreitet. Für manche Studenten hat dies tragische Folgen.
Eher ich in Deutschland als Student lebte, dachte ich, dass der Grund, warum so viele amerikanische Studenten Alkohol trinken war, dass der Alter von 21 einfach zu hoch war und dass diese Studenten nur aus absichtliche Missachtung trinken. Jetzt sehe ich aber, dass Studenten in Deutschland wahrscheinlich genauso viel, oder vielleicht sogar mehr, übermäßig trinken wie Studenten in Amerika. Der einzige große Unterschied ist, dass in Deutschland die Partys, wo gesoffen wird, öffentlich beworben werden können. Ich glaube, dass saufende Studenten über viele Kulturen eine Konstante ist, daher hilft es wahrscheinlich wenig, den Alter für Alkohol trinken in Amerika zu erniedrigen. Leute die, wie ich, glauben, dass das Alkohol trinken eine schöne und vielleicht auch bedeutsame Freiheit ist, die jedoch nicht missbraucht werden sollte und auch wenn nötig einige Jahre warten kann, sollten mit dem Amerikanischen Alkohol-Alter kein Problem haben. Und diejenige, die trotzdem Alkohol trinken wollen, werden schon irgendwie ein Weg dazu finden.
Das Beste wahrscheinlich, dass man gegen das überschüssige Trinken machen kann, ist die Schaden, die daraus folgen einzuschränken. Zum Beispiel, es gibt in den meisten Ländern Gesetze gegen betrunkenes Fahren (auf Englisch "Driving While Intoxicated" oder DWI). Meine Meinung nach sind aber die meisten solchen Gesetze nicht streng genug. Man sollte nie ein schnelles, tonnenschweres, und möglicherweise tödliches Fahrzeug betreiben, wenn man betrunken ist. Wen man das gemacht hat heißt das fast immer, dass man zum sicheren Betrieb eines PkWs grundsätzlich nicht fähig ist.
Weitere Information zu Gesetze über betrunkenes Fahren in anderen Ländern finden Sie bei aufschlussreiche Seite (auf Englisch). Der Vergleich mit den Gesetzen in der USA ist jedoch nicht so hilfreich, da diese Gesetze von einzelnen Bundesstaaten festgelegt werden und meistens immer von Staat zu Staat anders sind. Als repräsentatives Beispiel können Sie in die DWI-Gesetze von meinen Heimatstaat Minnesota schauen (ebenfalls auf Englisch).
Nächste Woche vergleiche ich die Bewegungssysteme der beiden Ländern, insbesondere Straßen, Autobahnen, Schienennetze, und städtische öffentliche Verkehrsmittel.
Labels:
Deutsch,
Essen und Trinken,
Gesetze
Location:
Munich, Germany
02 December 2011
Essen...
Ein Teil der Kultur, der uns alle jeden Tag bemerkbar ist, ist das Essen und Trinken. Aus diesem Grund kann man vieles über eine Kultur lernen, indem man merkt, welche Rolle das Essen und Trinken in der Kultur spielt.
Frühstück, Mittagsessen, und Abendessen gibt es in der USA so wie hier. Der Unterschied leigt in die Größe des Mahls: In die USA ist das Abendessen meistens die größte Mahlzeit. Zum Mittagsessen gibt es oft etwas kleines wie ein Wurstbrot oder etwas zum Mitnehmen. Vielleicht aus diesem Grund gibt es bei Mensen in amerikanischen Unis nicht nur Mittagsessen, sondern ein großes Abendessen und ein Frühstück dazu.
Das Essen im Restaurant ist eigentlich ziemlich ähnlich in der USA und in Deutschland. Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass es viel wenigere Restaurants mit Sitzplatz im Freien in der USA gibt als in Deutschland. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass amerikanische Städte mehr für Autos als Fußgänger gewachsen sind, also weniger Platz für Sitzplätze draußen haben.
Unterschiede gibt es auch im Essen zum Mitnehmen, oder "Fast Food", wie es in die USA genannt wird. In die USA gibt es ganz viele Restaurants mit billigem und oft fettigen und ungesunden Essen, die nur zum Satt werden geeignet sind. Dies steht im Gegensatz zu die Bratwurst- und Dönerständer, die man in München öfter auf die Straße sieht als McDonald's.
Bei amerikanischen Studenten ist das Essen auch etwas anders. In die meisten Studentenwohnheime gibt es Mensen, die alle drei Mahlzeiten anbieten. Studenten müssen oft nicht kochen lernen, bis sie in einer eigenen Wohnung umziehen. Dieses passiert übrigens bei vielen Unis erst nach dem Hochschulabschluss, da sie genug Platz haben, um alle Studenten alle vier Jahre eine Wohnung anzubieten. Bei der U of M dagegen, wo mehr als fünfzigtausend Studenten untergebracht werden müssen, ziehen viele Studenten bereits nach dem ersten Jahr in eine Wohnung um, die dem Campus nahe liegen. Dieses Thema liegt übrigens dem Thema der Eigenständigkeit der Studenten nahe, der im ersten Eintrag erwähnt wurde.
Also, was sagen diese Unterschiede über unsere Kulturen? Ich glaube, in Deutschland spielt die Tradition eine größere Rolle im Essen und Trinken als in der USA, wo sie durch praktische Bedürfnisse ersetzt wird (was übrigens auch in Deutschland zu passieren scheint, aber weniger als in der USA). Diese Beobachtung lässt sich wahrscheinlich auch auf die ganze Kultur, nicht nur das Essen, erweitern.
Letztens, falls Sie sich fragen, warum Auslassungspunkte im Titel stehen: Weil ich so viel über das Essen und Trinken zu sagen habe, habe ich das Teil über Trinken zum nächsten Eintrag verschoben, was Sie nächste Woche erwarten können.
Frühstück, Mittagsessen, und Abendessen gibt es in der USA so wie hier. Der Unterschied leigt in die Größe des Mahls: In die USA ist das Abendessen meistens die größte Mahlzeit. Zum Mittagsessen gibt es oft etwas kleines wie ein Wurstbrot oder etwas zum Mitnehmen. Vielleicht aus diesem Grund gibt es bei Mensen in amerikanischen Unis nicht nur Mittagsessen, sondern ein großes Abendessen und ein Frühstück dazu.
Das Essen im Restaurant ist eigentlich ziemlich ähnlich in der USA und in Deutschland. Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass es viel wenigere Restaurants mit Sitzplatz im Freien in der USA gibt als in Deutschland. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass amerikanische Städte mehr für Autos als Fußgänger gewachsen sind, also weniger Platz für Sitzplätze draußen haben.
Unterschiede gibt es auch im Essen zum Mitnehmen, oder "Fast Food", wie es in die USA genannt wird. In die USA gibt es ganz viele Restaurants mit billigem und oft fettigen und ungesunden Essen, die nur zum Satt werden geeignet sind. Dies steht im Gegensatz zu die Bratwurst- und Dönerständer, die man in München öfter auf die Straße sieht als McDonald's.
Bei amerikanischen Studenten ist das Essen auch etwas anders. In die meisten Studentenwohnheime gibt es Mensen, die alle drei Mahlzeiten anbieten. Studenten müssen oft nicht kochen lernen, bis sie in einer eigenen Wohnung umziehen. Dieses passiert übrigens bei vielen Unis erst nach dem Hochschulabschluss, da sie genug Platz haben, um alle Studenten alle vier Jahre eine Wohnung anzubieten. Bei der U of M dagegen, wo mehr als fünfzigtausend Studenten untergebracht werden müssen, ziehen viele Studenten bereits nach dem ersten Jahr in eine Wohnung um, die dem Campus nahe liegen. Dieses Thema liegt übrigens dem Thema der Eigenständigkeit der Studenten nahe, der im ersten Eintrag erwähnt wurde.
Also, was sagen diese Unterschiede über unsere Kulturen? Ich glaube, in Deutschland spielt die Tradition eine größere Rolle im Essen und Trinken als in der USA, wo sie durch praktische Bedürfnisse ersetzt wird (was übrigens auch in Deutschland zu passieren scheint, aber weniger als in der USA). Diese Beobachtung lässt sich wahrscheinlich auch auf die ganze Kultur, nicht nur das Essen, erweitern.
Letztens, falls Sie sich fragen, warum Auslassungspunkte im Titel stehen: Weil ich so viel über das Essen und Trinken zu sagen habe, habe ich das Teil über Trinken zum nächsten Eintrag verschoben, was Sie nächste Woche erwarten können.
28 November 2011
Akzente
Nach den etwas langen vorigen Einträgen schreibe ich heute zur Abwechslung etwas kürzeres.
In einen Gespräch mit zwei deutschen Studenten heute besprochen wir regionale Akzente. Obwohl die deutschen Studenten Englisch kannten, meinten sie, keinen großen Unterschied zwischen gesprochenem amerikanischen und britischen Englisch zu empfinden. Das hat mich etwas überrascht, weil ich, als Muttersprachler vom amerikanischen Englisch ganz einfach diese Dialekte voneinander unterscheiden kann, und sie für ganz unterschiedlich halte.
Ich habe aber auch gemerkt, dass ich Schwierigkeiten habe, bei Deutsch manche Dialekte (ausgeschlossen Bayerisch oder Schwäbisch) voneinander zu unterscheiden, wo ich vermute, dass ein Deutscher, der schon lange in Deutschland lebte, sie leicht unterscheiden könnte. Die Situation ist für mich bei Französisch, wovon ich die Grundkenntnisse besitze, ähnlich: Obwohl das gesprochene Französisch in der Provence ein starkes Akzent gegenüber das parisische Französisch haben soll, kann ich keinen solchen Unterschied erkennen. Ich vermute, dass man, um regionale Dialekte voneinander unterscheiden zu können, schon oft Sprecher von Dialekte anders als das eigene Dialekt sprechen hören muss; diese Fähigkeit kommt nicht von selbst. Dies erklärt aber nicht ganz, warum ich bei Englisch sowohl wie bei Deutsch ein Muttersprachler von eine Person, die die Sprache anders gelernt hat, sofort unterscheiden kann.
In einen Gespräch mit zwei deutschen Studenten heute besprochen wir regionale Akzente. Obwohl die deutschen Studenten Englisch kannten, meinten sie, keinen großen Unterschied zwischen gesprochenem amerikanischen und britischen Englisch zu empfinden. Das hat mich etwas überrascht, weil ich, als Muttersprachler vom amerikanischen Englisch ganz einfach diese Dialekte voneinander unterscheiden kann, und sie für ganz unterschiedlich halte.
Ich habe aber auch gemerkt, dass ich Schwierigkeiten habe, bei Deutsch manche Dialekte (ausgeschlossen Bayerisch oder Schwäbisch) voneinander zu unterscheiden, wo ich vermute, dass ein Deutscher, der schon lange in Deutschland lebte, sie leicht unterscheiden könnte. Die Situation ist für mich bei Französisch, wovon ich die Grundkenntnisse besitze, ähnlich: Obwohl das gesprochene Französisch in der Provence ein starkes Akzent gegenüber das parisische Französisch haben soll, kann ich keinen solchen Unterschied erkennen. Ich vermute, dass man, um regionale Dialekte voneinander unterscheiden zu können, schon oft Sprecher von Dialekte anders als das eigene Dialekt sprechen hören muss; diese Fähigkeit kommt nicht von selbst. Dies erklärt aber nicht ganz, warum ich bei Englisch sowohl wie bei Deutsch ein Muttersprachler von eine Person, die die Sprache anders gelernt hat, sofort unterscheiden kann.
Location:
Munich, Germany
24 November 2011
Bildungssysteme, Teil 2
Vor einer Woche protestierten Studenten in München im sogenannten Bildungsstreik. In die Liste der Forderungen habe ich ein Paar Sachen entdeckt, die auf wichtige Unterschiede zwischen die Bildungssysteme und, noch allgemeniner, die Gesellschaften, von Deutschland und der USA weisen. Insbesondere fordert der Bildungsstreik eine komplette Abschaffung aller Studiengebühre sowie kostenlose Mahlzeiten und Nutzung von öffenlichen Verkehrsmitteln für alle Studenten.
Solche Forderungen würden für die meisten amerikanischen Studenten ziemlich überraschend sein. Wir bezahlen meistens viel mehr für das Studium als Studenten im deutschen Bildungssystem. Die Studiengebühre liegen für die meisten Unis zwischen zehntausend und fünfzigtausend Dollar pro Jahr, ganz abgesehen von Wohnungs- und Lebensmittelkosten. Viele öffentliche Unis werden zwar vom Bundesstaat finanziert, beruhen zum größten Teil aber auf Studiengebühre.
Wo in Europa das Studium meistens vom Staat (und daher aus Steuereinnahmen) finanziert wird, müssen amerikanische Studenten alles selbst irgendwie bezahlen. Es gibt verschiedene Weisen, worauf amerikanische Studenten versuchen, ihre Kosten abzudecken. Manche arbeiten zum Beispiel neben dem Studium, andere leihen fünfstellige Summen von Banken aus, die sie hoffentlich später zurückzahlen können (es hilft, dass amerikanische Einkommensteuer relativ niedrig sind, sodass zum Zurückzahlen von Schulden noch was übrig bleibt). Viele kriegen auch Stipendien für besondere akademische oder unternehmerische Leistungen, oder einfach weil sie sonst die Gebühren nicht bezahlen könnten; solche Stipendien kommen oft von der Bundesregierung. Manchmal aber können Studenten und ihre Familien trotz aller Hilfe die Studiengebühren für eine Uni nicht bezahlen, also können sie bei dieser Uni einfach nicht weiterstudieren und müssen sich eine billigere Uni aussuchen. Es gibt zum deutschen System auch natürlich Nachteile, unter Anderem hohe Steuer und eine wenig zuverlässigere Finanzierung der Unis, da eine Regierung wegen Finanzbedarf auch die Beiträge zum Ausbildungssystem verringern könnte, wobei eine amerikanische Uni während Finanzmangel einfach Studiengebühren erhöhen kann. Ob ein System besser ist als das Andere ist hier nicht der Rede; die Methode zur Finanzierung des Studiums ist einfach eine Wahl, die durch Tradition erhalten ist.
Trotz meine Versuche, das deutsche Bildungssystem besser zu verstehen, kann ich noch den Bildungsstreik nicht unterstützen, wenn es die Abschaffung eines Gebührs von 542 Euro pro Semester fordert, solange es amerikanische Unis gibt, die das Hundertfache davon in einem Jahr von Studenten verlangen.
Zwischen den ganzen idealistischen Forderungen des Bildungsstreiks gibt es auch einige realistische Bemerkungen über das deutsche Bildungssystem, die ich selbst bemerkt habe, und mich auch zum Teil Sorgen machen. In meinen vorigen Eintrag bemerkte ich, wie das deutsche Studentenleben gegenüber dem amerikanischen selbstständiger ist. Das deutsche Bildungssystem ist aber auch zum Teil strenger geregelt als das amerikanische, insbesondere bezüglich der Kursauswahl. Es scheint üblich zu sein, dass deutsche Studenten einen festen Studienplan, der bis auf zwei „überfachliche Grundlagen“ festgelegt ist, für die ersten zwei Jahre des Studiums folgen müssen; so ist es wenigstens für Physik-Studenten bei der TUM. Zwei Hauptfächer zu wählen, was in der USA viel vorkommt, scheint bei der TUM nahezu unmöglich zu sein. Auch das Wechseln von Hauptfächern, zum Beispiel wenn man sich nicht mehr für seinen Hauptfach interessiert, scheint ganz schwer zu sein, wobei in der USA man vor seinem zweiten Studienjahr den Hauptfach nicht formal festlegen muss.
Diese Unterschiede machen mich Sorgen weil sie anscheinend dazu bestimmt sind, das Studium zu standardisieren, dabei aber die Freiheit von Studenten deutlich einzuschränken. Nur um klar zu sein: Ich bin nicht gegen die Standardisierung. Es kann sehr hilfreich sein, wenn Unis sich auf einen Standard für, zum Beispiel, Kreditpunkte einigen, sodass die Übertragung von Kredite auf andere Unis leichter erfolgt. Von einem amerikanischen Student ausgesehen gibt es aber viele Standardisierungen, die mehr negative als positive Folgen haben.
Als Beispiel können bei der U of M Studenten in viele Hauptfächer ihre Kurse frei auswählen, solange sie bestimmte Pflichtkurse bestehen. Studenten können Kurse einfach aus Interesse auswählen. Dieses hat die Folge, dass das Studium ein eigenartiges, geistig anregendes Erlebnis sein kann, wo Studenten ihre Interessen selbst erkündigen können. Wenn einen Student seinen Hauptfach nicht gefällt, kann er oder sie früh im Studium auf ein ähnliches Fach relativ leicht wechseln. Natürlich gibt es Hauptfächer, insbesondere im Ingeneurswesen, wo die Wahl von Kursen durch die hohe Anzahl von Pflichtfächern etwas eingeschränkt ist, aber diese Studenten haben immer noch eine gewisse Freiheit, ihre Kurse zu wählen. Wenn ein Student sein Bachelorstudium in drei anstatt vier Jahren (wie beim amerikanischen System) fertigmachen muss, geht ein großer Teil dieser Freiheit verloren, und die Bildung wird, anstatt ein einmaliges geistiges Erlebnis, zu einer langen, standardisierten Pflicht.
Dieser Eintrag wird wahrscheinlich mein letztes kleines Roman über die Bildungssysteme in Deutschland und der USA sein. Wenn ich aber ab und zu eine kleine interessante Bemerkung zu diesem Thema habe, wird es hier erscheinen. Ansonsten werde ich nächste Woche über das Essen und Trinken in den beiden Ländern schreiben, weil es wenig Anderes gibt, was mehr über die Kultur eines Landes andeutet.
Solche Forderungen würden für die meisten amerikanischen Studenten ziemlich überraschend sein. Wir bezahlen meistens viel mehr für das Studium als Studenten im deutschen Bildungssystem. Die Studiengebühre liegen für die meisten Unis zwischen zehntausend und fünfzigtausend Dollar pro Jahr, ganz abgesehen von Wohnungs- und Lebensmittelkosten. Viele öffentliche Unis werden zwar vom Bundesstaat finanziert, beruhen zum größten Teil aber auf Studiengebühre.
Wo in Europa das Studium meistens vom Staat (und daher aus Steuereinnahmen) finanziert wird, müssen amerikanische Studenten alles selbst irgendwie bezahlen. Es gibt verschiedene Weisen, worauf amerikanische Studenten versuchen, ihre Kosten abzudecken. Manche arbeiten zum Beispiel neben dem Studium, andere leihen fünfstellige Summen von Banken aus, die sie hoffentlich später zurückzahlen können (es hilft, dass amerikanische Einkommensteuer relativ niedrig sind, sodass zum Zurückzahlen von Schulden noch was übrig bleibt). Viele kriegen auch Stipendien für besondere akademische oder unternehmerische Leistungen, oder einfach weil sie sonst die Gebühren nicht bezahlen könnten; solche Stipendien kommen oft von der Bundesregierung. Manchmal aber können Studenten und ihre Familien trotz aller Hilfe die Studiengebühren für eine Uni nicht bezahlen, also können sie bei dieser Uni einfach nicht weiterstudieren und müssen sich eine billigere Uni aussuchen. Es gibt zum deutschen System auch natürlich Nachteile, unter Anderem hohe Steuer und eine wenig zuverlässigere Finanzierung der Unis, da eine Regierung wegen Finanzbedarf auch die Beiträge zum Ausbildungssystem verringern könnte, wobei eine amerikanische Uni während Finanzmangel einfach Studiengebühren erhöhen kann. Ob ein System besser ist als das Andere ist hier nicht der Rede; die Methode zur Finanzierung des Studiums ist einfach eine Wahl, die durch Tradition erhalten ist.
Trotz meine Versuche, das deutsche Bildungssystem besser zu verstehen, kann ich noch den Bildungsstreik nicht unterstützen, wenn es die Abschaffung eines Gebührs von 542 Euro pro Semester fordert, solange es amerikanische Unis gibt, die das Hundertfache davon in einem Jahr von Studenten verlangen.
Zwischen den ganzen idealistischen Forderungen des Bildungsstreiks gibt es auch einige realistische Bemerkungen über das deutsche Bildungssystem, die ich selbst bemerkt habe, und mich auch zum Teil Sorgen machen. In meinen vorigen Eintrag bemerkte ich, wie das deutsche Studentenleben gegenüber dem amerikanischen selbstständiger ist. Das deutsche Bildungssystem ist aber auch zum Teil strenger geregelt als das amerikanische, insbesondere bezüglich der Kursauswahl. Es scheint üblich zu sein, dass deutsche Studenten einen festen Studienplan, der bis auf zwei „überfachliche Grundlagen“ festgelegt ist, für die ersten zwei Jahre des Studiums folgen müssen; so ist es wenigstens für Physik-Studenten bei der TUM. Zwei Hauptfächer zu wählen, was in der USA viel vorkommt, scheint bei der TUM nahezu unmöglich zu sein. Auch das Wechseln von Hauptfächern, zum Beispiel wenn man sich nicht mehr für seinen Hauptfach interessiert, scheint ganz schwer zu sein, wobei in der USA man vor seinem zweiten Studienjahr den Hauptfach nicht formal festlegen muss.
Diese Unterschiede machen mich Sorgen weil sie anscheinend dazu bestimmt sind, das Studium zu standardisieren, dabei aber die Freiheit von Studenten deutlich einzuschränken. Nur um klar zu sein: Ich bin nicht gegen die Standardisierung. Es kann sehr hilfreich sein, wenn Unis sich auf einen Standard für, zum Beispiel, Kreditpunkte einigen, sodass die Übertragung von Kredite auf andere Unis leichter erfolgt. Von einem amerikanischen Student ausgesehen gibt es aber viele Standardisierungen, die mehr negative als positive Folgen haben.
Als Beispiel können bei der U of M Studenten in viele Hauptfächer ihre Kurse frei auswählen, solange sie bestimmte Pflichtkurse bestehen. Studenten können Kurse einfach aus Interesse auswählen. Dieses hat die Folge, dass das Studium ein eigenartiges, geistig anregendes Erlebnis sein kann, wo Studenten ihre Interessen selbst erkündigen können. Wenn einen Student seinen Hauptfach nicht gefällt, kann er oder sie früh im Studium auf ein ähnliches Fach relativ leicht wechseln. Natürlich gibt es Hauptfächer, insbesondere im Ingeneurswesen, wo die Wahl von Kursen durch die hohe Anzahl von Pflichtfächern etwas eingeschränkt ist, aber diese Studenten haben immer noch eine gewisse Freiheit, ihre Kurse zu wählen. Wenn ein Student sein Bachelorstudium in drei anstatt vier Jahren (wie beim amerikanischen System) fertigmachen muss, geht ein großer Teil dieser Freiheit verloren, und die Bildung wird, anstatt ein einmaliges geistiges Erlebnis, zu einer langen, standardisierten Pflicht.
Dieser Eintrag wird wahrscheinlich mein letztes kleines Roman über die Bildungssysteme in Deutschland und der USA sein. Wenn ich aber ab und zu eine kleine interessante Bemerkung zu diesem Thema habe, wird es hier erscheinen. Ansonsten werde ich nächste Woche über das Essen und Trinken in den beiden Ländern schreiben, weil es wenig Anderes gibt, was mehr über die Kultur eines Landes andeutet.
Location:
Munich, Germany
19 November 2011
Bildungssysteme, Teil 1
Die auffälligsten Unterschiede zwischen Deutschland und die USA, die ich jeden Tag begegne, sind die in den Bildungssysteme der Länder. Hier sind einige allgemeine Unterschiede, die mir aufgefallen sind.
Bei der TUM und, glaube ich, ganz Deutschland sind mehrere Aspekte des studentische Lebens weniger formal und geregelt als in der USA. Zum Beispeil gibt es in den Vorlesungen und Übungen hier keine Anwesendheitspflicht; man muss sich nicht mal in einen Kurs einschreiben, um später dafür Kredite zu bekommen. Das Entscheidende ist, man besteht die Klausur. Wie der Student / die Studentin das macht, ist dem Professor meistens Wurst, oder wenigstens scheint es mir so zu sein.
In der USA gibt es zwar auch meistens keine formale Anwesendheitspflicht, aber es ist ziemlich schwierig, gut abzuschneiden, wenn man keine Vorlesung oder Übung besucht. Um Kredite für einen Kurs zu kriegen, muss man sich vorher bindend einschreiben. Wenn man sich später entscheidet dass man den Kurs nicht mehr machen will, kann man nicht einfach aufhören und die Prüfungen versäumen, sonst steht eine 6 auf dem Studiennachweis. Allerdings besteht die Note nicht nur aus eine Prüfung, sondern mehrere (Midterms); Hausaufgaben und größere Aufgaben oder Projekte werden auch in die Note einbezogen, also muss man mindestens oft genug in die Übung erscheinen, um die Hausaufgaben abzugeben wenn man sich überhaupt um die Note kümmert.
Ich finde dies auch ein sehr hilfreiches System, weil ich ständig weiß, wie gut ich das Lehrmaterial verstehe und ob dieses Verständnis ausreicht, um bei einer Prüfung gut abzuschneiden. Bei den Hausaufgaben, die ich bei der TUM kriege, weiß ich nicht so genau, ob diese mich echt für die Aufgaben auf der Klausur vorbereiten werden. Dass die Hausaufgaben in der USA in der Note einbezogen werden hilft auch als Motivation, diese Aufgaben wirklich zu machen. Das ist allerdings besser als eine leichte Abmahnung vom Tutor an die, die die Aufgaben nicht abgegeben haben (bei mancher Übungen in der ich teilnehme ist das die Mehrheit der Gruppe) und die weit entfernte Drohung einer Klausur.
Auch außerhalb der Vorlesungen und Übungen sehe ich große Unterschiede im studentischen leben, die auf größere Selbstständigkeit von deutschen Studenten gegenüber amerikanische Studenten deuten. Die Bedeutung vom Wort "Campus" unterscheidet sich zwischen der USA und Deutschland: Die Campus der TUM bestehen lediglich aus akademische- und Forschungsgebäude und es gibt relativ wenige Studentenwohnheime, Restaurants oder andere Geschäfte in der unmittelbarer Nähe des Campus, vor allem in Garching.
Der Campus der Universität von Minnesota in Minneapolis dagegen umschließt akademische- und Forschungsgebäude sowie mehrere Studentenwohnheime. Die meisten Studenten wohnen entweder im Campus oder können es zu Fuß oder Rad leicht erreichen. Teilweise aus diesem Grund ist der Campus oft ein Treffpunkt für informale Arbeitsgruppen und studentische Vereine. Es gibt im und um den Campus herum mehrere Restaurante und Kneipen wo viele Studenten zu sehen sind. Kurz zusammengefasst ist der Campus eine kleine Stadt in sich selbst, mit ein Gefühl der Einheit und Gesellschaft zwischen den Studenten. Dieses Gefühl ist beispielsweise auch von den Sport-Ligas der amerikanischen Universitäten unterstützt, wo Studenten durch Zuschauersport wie American Football oder Eishockey im Konkurrenz gegen andere Unis eine Art Stolz auf ihrer Universität bilden, die auf US-Englisch "School Spirit" genannt wird. Übrigens, obwohl ich hier speziell meine Heimatsuniversität beschreibe, habe ich auch diese Eigenschaften in die meisten anderen amerikanischen Unis gesehen, die ich besucht habe.
Im allgemeinen könnte man die hier beschriebene Unterschiede als eine höhere Betonung auf Gesellschaft anstatt Selbstständigkeit in amerikanischen Universitäten gegenüber deutsche Unis beschreiben. Ob mir das deutsche System besser gefällt als das amerikanische wird sich allerdings in den nächsten zwei Semestern feststellen.
Bei der TUM und, glaube ich, ganz Deutschland sind mehrere Aspekte des studentische Lebens weniger formal und geregelt als in der USA. Zum Beispeil gibt es in den Vorlesungen und Übungen hier keine Anwesendheitspflicht; man muss sich nicht mal in einen Kurs einschreiben, um später dafür Kredite zu bekommen. Das Entscheidende ist, man besteht die Klausur. Wie der Student / die Studentin das macht, ist dem Professor meistens Wurst, oder wenigstens scheint es mir so zu sein.
In der USA gibt es zwar auch meistens keine formale Anwesendheitspflicht, aber es ist ziemlich schwierig, gut abzuschneiden, wenn man keine Vorlesung oder Übung besucht. Um Kredite für einen Kurs zu kriegen, muss man sich vorher bindend einschreiben. Wenn man sich später entscheidet dass man den Kurs nicht mehr machen will, kann man nicht einfach aufhören und die Prüfungen versäumen, sonst steht eine 6 auf dem Studiennachweis. Allerdings besteht die Note nicht nur aus eine Prüfung, sondern mehrere (Midterms); Hausaufgaben und größere Aufgaben oder Projekte werden auch in die Note einbezogen, also muss man mindestens oft genug in die Übung erscheinen, um die Hausaufgaben abzugeben wenn man sich überhaupt um die Note kümmert.
Ich finde dies auch ein sehr hilfreiches System, weil ich ständig weiß, wie gut ich das Lehrmaterial verstehe und ob dieses Verständnis ausreicht, um bei einer Prüfung gut abzuschneiden. Bei den Hausaufgaben, die ich bei der TUM kriege, weiß ich nicht so genau, ob diese mich echt für die Aufgaben auf der Klausur vorbereiten werden. Dass die Hausaufgaben in der USA in der Note einbezogen werden hilft auch als Motivation, diese Aufgaben wirklich zu machen. Das ist allerdings besser als eine leichte Abmahnung vom Tutor an die, die die Aufgaben nicht abgegeben haben (bei mancher Übungen in der ich teilnehme ist das die Mehrheit der Gruppe) und die weit entfernte Drohung einer Klausur.
Auch außerhalb der Vorlesungen und Übungen sehe ich große Unterschiede im studentischen leben, die auf größere Selbstständigkeit von deutschen Studenten gegenüber amerikanische Studenten deuten. Die Bedeutung vom Wort "Campus" unterscheidet sich zwischen der USA und Deutschland: Die Campus der TUM bestehen lediglich aus akademische- und Forschungsgebäude und es gibt relativ wenige Studentenwohnheime, Restaurants oder andere Geschäfte in der unmittelbarer Nähe des Campus, vor allem in Garching.
Der Campus der Universität von Minnesota in Minneapolis dagegen umschließt akademische- und Forschungsgebäude sowie mehrere Studentenwohnheime. Die meisten Studenten wohnen entweder im Campus oder können es zu Fuß oder Rad leicht erreichen. Teilweise aus diesem Grund ist der Campus oft ein Treffpunkt für informale Arbeitsgruppen und studentische Vereine. Es gibt im und um den Campus herum mehrere Restaurante und Kneipen wo viele Studenten zu sehen sind. Kurz zusammengefasst ist der Campus eine kleine Stadt in sich selbst, mit ein Gefühl der Einheit und Gesellschaft zwischen den Studenten. Dieses Gefühl ist beispielsweise auch von den Sport-Ligas der amerikanischen Universitäten unterstützt, wo Studenten durch Zuschauersport wie American Football oder Eishockey im Konkurrenz gegen andere Unis eine Art Stolz auf ihrer Universität bilden, die auf US-Englisch "School Spirit" genannt wird. Übrigens, obwohl ich hier speziell meine Heimatsuniversität beschreibe, habe ich auch diese Eigenschaften in die meisten anderen amerikanischen Unis gesehen, die ich besucht habe.
Im allgemeinen könnte man die hier beschriebene Unterschiede als eine höhere Betonung auf Gesellschaft anstatt Selbstständigkeit in amerikanischen Universitäten gegenüber deutsche Unis beschreiben. Ob mir das deutsche System besser gefällt als das amerikanische wird sich allerdings in den nächsten zwei Semestern feststellen.
Subscribe to:
Posts (Atom)