19 November 2011

Bildungssysteme, Teil 1

Die auffälligsten Unterschiede zwischen Deutschland und die USA, die ich jeden Tag begegne, sind die in den Bildungssysteme der Länder. Hier sind einige allgemeine Unterschiede, die mir aufgefallen sind.

Bei der TUM und, glaube ich, ganz Deutschland sind mehrere Aspekte des studentische Lebens weniger formal und geregelt als in der USA. Zum Beispeil gibt es in den Vorlesungen und Übungen hier keine Anwesendheitspflicht; man muss sich nicht mal in einen Kurs einschreiben, um später dafür Kredite zu bekommen. Das Entscheidende ist, man besteht die Klausur. Wie der Student / die Studentin das macht, ist dem Professor meistens Wurst, oder wenigstens scheint es mir so zu sein.

In der USA gibt es zwar auch meistens keine formale Anwesendheitspflicht, aber es ist ziemlich schwierig, gut abzuschneiden, wenn man keine Vorlesung oder Übung besucht. Um Kredite für einen Kurs zu kriegen, muss man sich vorher bindend einschreiben. Wenn man sich später entscheidet dass man den Kurs nicht mehr machen will, kann man nicht einfach aufhören und die Prüfungen versäumen, sonst steht eine 6 auf dem Studiennachweis. Allerdings besteht die Note nicht nur aus eine Prüfung, sondern mehrere (Midterms); Hausaufgaben und größere Aufgaben oder Projekte werden auch in die Note einbezogen, also muss man mindestens oft genug in die Übung erscheinen, um die Hausaufgaben abzugeben wenn man sich überhaupt um die Note kümmert.

Ich finde dies auch ein sehr hilfreiches System, weil ich ständig weiß, wie gut ich das Lehrmaterial verstehe und ob dieses Verständnis ausreicht, um bei einer Prüfung gut abzuschneiden. Bei den Hausaufgaben, die ich bei der TUM kriege, weiß ich nicht so genau, ob diese mich echt für die Aufgaben auf der Klausur vorbereiten werden. Dass die Hausaufgaben in der USA in der Note einbezogen werden hilft auch als Motivation, diese Aufgaben wirklich zu machen. Das ist allerdings besser als eine leichte Abmahnung vom Tutor an die, die die Aufgaben nicht abgegeben haben (bei mancher Übungen in der ich teilnehme ist das die Mehrheit der Gruppe) und die weit entfernte Drohung einer Klausur.

Auch außerhalb der Vorlesungen und Übungen sehe ich große Unterschiede im studentischen leben, die auf größere Selbstständigkeit von deutschen Studenten gegenüber amerikanische Studenten deuten. Die Bedeutung vom Wort "Campus" unterscheidet sich zwischen der USA und Deutschland: Die Campus der TUM bestehen lediglich aus akademische- und Forschungsgebäude und es gibt relativ wenige Studentenwohnheime, Restaurants oder andere Geschäfte in der unmittelbarer Nähe des Campus, vor allem in Garching.

Der Campus der Universität von Minnesota in Minneapolis dagegen umschließt akademische- und Forschungsgebäude sowie mehrere Studentenwohnheime. Die meisten Studenten wohnen entweder im Campus oder können es zu Fuß oder Rad leicht erreichen. Teilweise aus diesem Grund ist der Campus oft ein Treffpunkt für informale Arbeitsgruppen und studentische Vereine. Es gibt im und um den Campus herum mehrere Restaurante und Kneipen wo viele Studenten zu sehen sind. Kurz zusammengefasst ist der Campus eine kleine Stadt in sich selbst, mit ein Gefühl der Einheit und Gesellschaft zwischen den Studenten. Dieses Gefühl ist beispielsweise auch von den Sport-Ligas der amerikanischen Universitäten unterstützt, wo Studenten durch Zuschauersport wie American Football oder Eishockey im Konkurrenz gegen andere Unis eine Art Stolz auf ihrer Universität bilden, die auf US-Englisch "School Spirit" genannt wird. Übrigens, obwohl ich hier speziell meine Heimatsuniversität beschreibe, habe ich auch diese Eigenschaften in die meisten anderen amerikanischen Unis gesehen, die ich besucht habe.

Im allgemeinen könnte man die hier beschriebene Unterschiede als eine höhere Betonung auf Gesellschaft anstatt Selbstständigkeit in amerikanischen Universitäten gegenüber deutsche Unis beschreiben. Ob mir das deutsche System besser gefällt als das amerikanische wird sich allerdings in den nächsten zwei Semestern feststellen.

No comments:

Post a Comment